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»Jan Adriaans. Garages«. Pressetext zur Ausstellung Garages, TZR Galerie für bildende Kunst, 19.3. bis 8.5.2010

Wann ein Foto bloße Dokumentation ist, wann es zu einem Kunstwerk wird und ob Dokumentation in bestimmten Zusammenhängen nicht schon Kunst ist, diese und ähnliche Fragen sind gerade in Düsseldorf seit der Ära Bernd und Hilla Becher intensivst diskutiert worden. Man sollte glauben, es sei hierzu alles gesagt. Der Holländer Jan Adriaans ergänzt die Diskussion mit seinen Arbeiten um einen neuen Beitrag.

Auf einer Reise durch Ägypten richtete sich das Interesse des Foto- und Installationskünstlers Adriaans auf die vielen kleinen Autowerkstätten Kairos. Der Anblick oft chaotischer Materialansammlungen überzogen von Staub- und Ölschichten war Anlass für die Arbeit an der Serie »Garages«, von der die ersten sieben Bilder in der gleichnamigen Ausstellung der TZR Galerie Kai Brückner zu sehen sind.

Motorhauben lehnen an der Wand, Maschinenteile sind ungeordnet aufeinander geworfen, Autositze und Karosserieteile hängen an den Wänden. Andere Aufnahmen zeigen verpackte Autotüren oder rohe Bleche, offensichtlich bereit in jeder Art von Reparatur Verwendung zu finden. In der Gesamtsicht bildet sich der thematische Zusammenhang der »Autowerkstatt« von der Motorreparatur bis zur Lackierung eindeutig heraus. Adriaans fotografischer Stil ist der der Dokumentation. Alles ist gleichwertig ausgeleuchtet, die Perspektive ist frontal, die Bildform in allen Aspekten undramatisch. Nichts erregt Zweifel an der Authentizität des Gezeigten. Doch erwartet eine Galerieausstellung mit Recht den aufmerksamen Betrachter. Eine weiße vertikale Linie im schwarzen All Over erweist sich bei genauem Hinsehen als ein Streifen blanker Metallteile in ölverschmierter Umgebung. Eine Kofferraumabdeckung ist in Schaumstoff verpackt, wie ein Kunstwerk, schrottreife Motorhauben sind sauber poliert und nebeneinander aufgereiht.

Sichtbar werden jene Eingriffe, die der Installationskünstler Adriaans vor der fotografischen Fixierung der von ihm neu geschaffenen Anordnung vorgenommen hat. Mit dem Blick aufdas später entstehende Bild zielt die künstlerische Intervention auf die Veränderung von Räumlichkeit und Oberfläche. Die im Laufe der Betrachtung dieser Bilder aufkommenden Fragen richten sich zunächst auf den Begriff der Dokumentation. Jan Adriaans überspringt jedoch eine neuerliche Diskussion des Wirklichkeitsgehaltes von Fotografie.

Selbstbewusst und spielerisch offeriert er seine künstlerisch installative Neuordnung der Dinge. Neues erscheint im Bekannten. Seine Werke transportieren sowohl den Aspekt des Wiedererkennens (Dokumentation) als auch den des Nichterkennens (Inszenierung). Unbedeutend wird die Frage nach Wirklichkeit angesichts ihrer sensiblen, aber offenbaren Vermischung mit künstlerischer Erfindung. Bedeutend bleibt allein das Bild als Angebot einer spannungsreichen Auseinandersetzung mit seinen visuellen Besonderheiten vor dem Hintergrund einer letztendlich nicht zu klärenden außer bildlichen Realität.

Jan Adriaans, geboren 1972, studierte von 1994 bis 1998 an der Art Academy, St. Joost und von 1998 bis 1999 an der Post Academy Free Art in Breda. Seit 2003 sind sein Werke international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt worden. In der kommenden Ausgabe der Photonews (März 2010) wird ein Portfolio über Jan Adriaans veröffentlicht.
TZR Galerie Kai Brückner