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Ausstellung
Ralf Brueck: Gravity // 3.2.2017 bis 25.3.2017 Ralf Brueck: Gravity // 3.2.2017 bis 25.3.2017
Exponate Pressetext
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Alternative Facts | Ausstellungsansicht
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ALTERNATIVE FACTS
Brus, Chargesheimer, Polke, Langenstein

31. März 2017 bis 20. Mai 2017
ALTERNATIVE FACTS
Wahrheit auf Rheinländisch

Johannes Brus, Sigmar Polke, Chargesheimer und Michaela Maria Langenstein in bisher nicht gesehener Zusammenstellung – Vernissage am 31. März 2017:

Die Ausstellung ‚Alternative Facts‘ in der TZR Galerie Kai Brückner zeigt eine Rarität. Die Chemiegramme des Kölner Künstlers Charges­heimer stehen für eine erste anarchistische Befreiung der Nutzung fotografischer Mittel im Kunstbereich. Diese neu gewonnen Möglichkei­ten der Fotokunst finden erst in den späten 60er und frühen 70er Jahren insbesondere durch Johannes Brus und auch durch Sigmar Polke Eingang in die zeitgenössischen Kunst. Ihre Werke stehen in der Ausstellung neben­einander und repräsentieren den Geist der Erneuerung dieser Zeit stellvertretend für eine ganze Generation Düsseldorfer Künstler. Die Chemiegramme von Michaela Maria Langen­stein schließen den Kreis und sind Beispiele für das Nachwirken dieser Entwicklung in die Jetztzeit.

In der Kunstszene des Rheinlandes weiß man seit Bernd und Hilla Becher: Fotografie bietet Fakten. Dokumentarfotografie hält nichts von Alternativen. Die Darstellung dessen, was ist, ist ihr Ziel. Doch die Diskussion um das, was Wahrheit genannt werden kann, hat seit Januar 2017 neuen Schwung. Falschdarstellungen des Pressesprechers des Weißen Hauses wurden durch die Formulierung ‚Alternative Facts‘ relativiert. Dieser Ausdruck ist seither nicht nur im englischsprachigen Raum ein geflügeltes Wort.

Mit einem zugekniffenen Auge wird ‚Alternative Facts‘ inzwischen kolportiert, wann immer offen­sichtlich fragwürdige Behauptungen geäußert werden, um die Vorstellungen von Welt zu manipulieren.

Der Kölner Fotograf Chargesheimer erlangte in den 50er und 60er Jahren überregionale Popularität durch seine Portraits von Politikern, Künstlern, Städten und Landschaften. Doch neben der Veröffentlichung mehrerer Fotobände verfolgte er immer auch eine Laufbahn als Künstler, produzierte kinetische Skulpturen und entwickelte die sogenannten Chemiegramme. Die Chemie des fotografischen Entwicklungsprozesses war Gestaltungsmittel, eingesetzt wie Malerei auf Fotopapier. Ergebnis waren lebhafte abstrakte Bilder jenseits einer der außerbildlichen Wirklichkeit verpflichteten Kamerafotografie, die in der Rheinischen Kunstszene schnell wahrgenommen wurden.

Ihre Bedeutung lag in der Freiheit, sich vollkommen vom fotografischen Abbild eines Gegenstandes losgelöst zu haben. Fotografie ohne Kamera, radikale Abkehr von allen Regeln, denen dieses Medium bis dahin unterworfen war. Die Fotografie wurde in ihre einzelnen chemisch-technischen Bestandteile zerlegt und jedes einzelne zum Material künstlerischer Gestaltung erklärt.

Dieser Auffassung über die Möglichkeiten der Fotografie als Gestaltungsmittel mit weit mehr bildnerischen Optionen, als es die Dokumentar­fotografie mit sich brachte, schlossen sich in den späten 60er und frühen 70er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf Sigmar Polke und Johannes Brus an. Gemeinsam experimentier­ten beide in der dortigen Dunkelkammer. Unter Außerachtlassung aller Regeln der Herstellung eines ‚ordentlichen‘, ‚guten‘ Bildes entstanden Arbeiten, die jede Form von Zufall zuließen, ja provozierten. Negative und Papiere wurden während der Belichtung bewegt, das Deckenlicht zwischenzeitlich eingeschaltet. Die banalen Motive der Aufnahmen wurden von Spuren dieses anarchischen Bearbeitungsprozesses mit vielfältigen Deutungsmöglichkeiten aufgeladen. Die Künstler produzierten in dieser Zeit, noch bevor 1976 Bernd Becher die Fotoklasse an der Akademie übernahm, eine Vielzahl heute wieder in musealem Rahmen rezipierte Werke. Johannes Brus nutzte ab 1972 als einer der ersten Künstler die Bildsequenz für seine skurrilen Erzählungen von tanzenden Gurken und beseelten Tüchern, Sigmar Polke zelebrierte seine Freude an parapsychologischer Literatur des späten 19. Jahrhunderts. Beide liefern, anders, als die Fotografie im allgemeinen vermuten lässt, ‚Alternative Facts‘ als Grundlage einer rein künstlerischen Weltsicht.

Mit den Bildern von Michaela Maria Langenstein schließt sich der Kreis der Ausstellung. Die Künstlerin sammelt in einem unendlich großen Archiv Natur. Welkende Blätter, ausgefallene Federn und ähnliches. In einer Art Bildarchiv entstehen Fotogramme; gesammelte Objekte werden zur Belichtung direkt auf das Fotopapier gelegt. Ihre Schatten wachsen im Bild wie ein Diorama zusammen, neue innerbildliche Situationen lassen einen natürlichen Zusam­menhang erahnen. ‚Alternative Facts‘ weichen ein streng botanisch organisiertes Ordnungs­system auf und lassen in Bildern, die an die Chemiegramme Chargesheimers erinnern, ein neues Naturerleben aufscheinen.

Die Ausstellung ist vom 31. März bis zum 20. Mai 2017 in der TZR Galerie Kai Brückner zu sehen.

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TZR Galerie Kai Brueckner

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