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MR KNIGHT'S WORLD BAND RECEIVER. Jasper de Beijer. Infotext zur Ausstellung. TZR Galerie Kai Brückner

9.11.2015 bis 15.1.2016

Düsseldorf, 6.11.2015. Jasper de Beijer spürt in seiner Kunst den realitätsbildenden (nicht abbildenden) Funk­tionen und Möglichkeiten fotografischer Bilder nach. Werkgruppen, die historische Gescheh­nisse oder fremde Welten ins Auge fassten, stehen am Beginn seiner inzwischen 13 Jahre fortlaufend sich entwickelnden künstlerischen Arbeit. Seine Quellen sind Bücher, Medienbe­richte oder Postkarten, wie sie heute maßgeb­lich die Vorstellungen der Menschen von Welt und Geschichte prägen. Anlass für seine Serie ‚Mr. Knight’s World Band Receiver‘ von 2014 ist die Geschichte von Christopher Knight, dem ‚North Pond Eremit‘.

1986 entschied sich der damals 19-jährige Christopher Knight für ein Leben in den Wäldern der Great North Woods im Nord-Osten der USA. In einem improvisierten Camp lebte er dort isoliert für die kommenden 27 Jahre, bis 2013. Mit Hilfe der Nachrichten- und Musiksender eines Batterie betriebenen Radios blieb Knight über die Geschehnisse der Welt informiert, entzog sich jedoch zugleich weitgehend der visuellen Überflutung und einer Manipulation durch die allgegenwärtigen Medienbilder der vergangener Jahrzehnte. Seine bildhaften Vorstellungen der Ereignisse außerhalb seines Waldes müssen sich von den Bildern, die für alle anderen zu Ikonen der Zeitgeschichte wurden, fundamental unterscheiden. Vor sei­nem geistigen Auge dürften sich die oberfläch­lichen und abstrakten Radio Berichte in spezi­fische Bilder übersetzt haben, eine Art indivi­duelles Kopfkino ohne Beeinflussung der Bildberichte aus Fernsehsendungen und Zeitschriften.

Für die Arbeiten der Serie ‚Mr. Knight‘s World Band Receiver‘ fokussierte sich Jasper de Beijer allein auf den verbalen Bestand von Berichten und ließ bewusst und soweit das möglich ist, alle bekannten Bildinformationen außen vor. Die so entstandenen Bilder von Geschehnissen, die in jüngerer Vergangenheit die Welt beweg­ten, sind in einzigartiger Weise fremdartig und subjektiv. In keiner Weise ähneln sie bekann­ten Bildberichten. Vielmehr herrscht der Cha­rakter von Entwürfen für eine alternative Re­alität vor. Sie sind Ausdruck einer inneren Welt, frei von einem visuellen Vokabular, die aus dem konstanten Strom unseres Bewusstseins von Zeit zu Zeit aufscheint. Vorstellungen konstituieren sich beinahe zufällig, in jedem Aspekt jedoch absolut geprägt von der eigenen Persönlichkeit.

De Beijer ergründet in dieser Werkgruppe die Kraft des Bewusstseins, sein Einfluss auf das Verstehen von Welt. Seine inszenierten Foto­grafien präsentieren weltbewegende Gescheh­nisse als dreidimensionale Rohzeichnung. Die medial verbreiteten Bildinformationen, Ikonen der neueren Geschichte, bleiben dabei außen vor. Wiedererkennung ist jetzt schon - und wird in Zukunft verstärkt - lediglich über das Datum, das der Künstler als Titel des Werkes wählt, möglich.

Umso mehr Anhaltspunkte für das Erkennen eines bestimmten Geschehens fehlen, umso intensiver werden die konstitutiven Kräfte unseres Bewusstseins aktiviert. So, wie Christopher Knight sich durch seine Flucht in die Einsamkeit vor der überwältigenden Einfluss­nahme der Außenwelt auf sein Leben schützte, so erlauben es die Bilder de Beijers den Betrachtern, auf neue Art und frei von medialen Festlegungen die Dinge in Augenschein zu nehmen, ohne auf eine eigene geistige Aktivität verzichten zu müssen oder zu können. Sie bereinigen unsere Auseinandersetzung mit Welt von manipuliertem Pseudo-Wissen und eröffnen so die Chance freierer und tieferer Reflexion.

Jasper de Beijer schloss 1996 sein Studium an der Akademie der Künste in Amsterdam ab. Seine Arbeiten werden international von Galerien in, New York, Mailand, Amsterdam, Istanbul und Düsseldorf vertreten und sind weltweit in Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen zu sehen. Reisestipendien sind fundamental für die Erarbeitung seiner Werkgruppen und führten ihn bereits nach Mexiko, Indonesien, Ghana, Japan und Costa Rica. 2016 wird er für eine Reise nach Brasilien und einen Aufenthalt in Berlin öffentlich unterstützt. Aktuell ist De Beijer für den Deutsche Börse Photography Prize nominiert.
TZR Galerie Kai Brückner