TZR Galerie auf Facebook
StartKuenstlerAusstellungenKonzeptKontaktAgbDatenschutzImpressum
« Index Chris Durham
Volltext
Texte online
»Chris Durham. Grenzen«. Pressetext zur Ausstellung Grenzen, TZR Galerie für bildende Kunst, 20.6. bis 30.8.2008

Düsseldorf, den 27. Mai 2008
Am 20. Juni eröffnet die TZR Galerie Kai Brückner die Ausstellung „Grenzen” des britischen Fotografen Chris Durham. Bis zum 30. August sind die Werkgruppe „Die Narbe Deutschlands” und die großformatige Arbeit „Nicosia” in den Räumen der Düsseldorfer Galerie zu sehen.

Chris Durham wandert. Seine Bilder dokumentieren daher weniger Häuser und Landschaften, sondern viel mehr seine eigene physische Anwesenheit an und seinen persönlichen, sehr individuellen Blick auf Orte. Durham wendet sich Orten mit einer für ihn interessanten Geschichte zu. In der aktuellen Ausstellung der TZR Galerie sind es Grenzen. Die Serie „Die Narbe Deutschlands” nimmt die ehemalige deutsch-deutsche Grenze in den Focus und das Einzelwerk „Nicosia” erzählt von der Zypernkrise, der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei auf der Insel Zypern.

Der Titel „Die Narbe Deutschlands” zeugt von einer Verletzung, die geheilt ist. Das ehemalige Zonenrandgebiet liegt heute nicht mehr im Blickpunkt des allgemeinen Interesses, sondern ist vielmehr der Bedeutungslosigkeit preisgegeben. 1300km zog sich die Trennlinie zwischen Ost und West durch Deutschland, trennte ein Volk und zwei unterschiedliche politische Systeme. Heute sind die Grenzanlagen niedergeschlagen und verfallen. Chris Durham richtet seine Kamera auf die Bauwerke, die einst die Stärke des sozialistischen Regimes repräsentierten. Auf seiner Wanderung entlang „der Narbe Deutschlands”, trat er auch mit den Bewohnern der Region in Kontakt und führte Interviews mit ihnen. Prägnante Aussagen finden als Zitate Eingang in die Werkgruppe. Der Zyklus besteht aus acht Fotografien und vier Slogans. Während die Fotografien zeigen, wie die ehemalige Grenze immer weniger in der Natur sichtbar sein wird, stechen Schlagwörter, wie „rübermachen” mit unverminderter Präsenz dazwischen hervor und halten das Gespräch über diesen Teil der Deutschen Geschichte wach.

„Nicosia” entstand auf der Insel Zypern, wo seit 1974 der Nord- vom Südteil durch ein 200 km lange Grenze getrennt wird. Anders als in der deutschen „Grenzerfahrung” entstand kein Bilder-Zyklus, sondern nur ein einzelnes Bild, dass für den Künstler die ganze Dramatik der Teilung der Mittelmeerinsel ausdrückt. Der nie in Betrieb genommene internationale Flughafen von Nicosia ist das beeindruckende Zeugnis der zypriotischen Teilung. Das langsam verfallende Flughafengebäude ist das monolithische Motiv in Durhams neuer Arbeit. Der schleichende Verfall der Flughafenarchitektur symbolisiert die Fragwürdigkeit der heute noch immer verhärteten Fronten zwischen Griechenland und der Türkei.
Freigestellt im Bild, ohne sichtbare Umgebung, verhält sich das Gebäude neutral, unparteiisch. Steht ein Flughafen üblicher Weise für die Verbindung von Staaten, für das Zusammenwachsen der heutigen Weltgesellschaft, so verwandelt Durham den "International Airport Nicosia" zu einem Symbol für all die längst gestrigen und langsam aber sicher zerfallenden Systeme politischer Abgrenzung und Isolation.

In der Ausstellung „Grenzen” stehen sich Bilderserie und Einzelbild gegenüber und transportieren die Eindrücke des Zusammenwachsens einerseits und der Teilung andererseits physisch erfahrbar in den Ausstellungsraum. Frontalität wird in der Konfrontation mit einem monumentalen Einzelbild körperlich und Prozesshaftigkeit wird erlebt während der Wanderung entlang der 12 Bildtafeln der „Narbe Deutschlands”.

Der 1964 in London geborene und in Düsseldorf lebende Künstler hat an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Prof. Bernd Becher und Prof. Thomas Ruff studiert und 2002 seinen Abschluss als Meisterschüler von Thomas Ruff gemacht. Parallel arbeitete er als Printer für Bernd und Hilla Becher. Dokumentarisch ist der Stil seiner Fotografien. Der Aspekt der Bewegung jedoch, die eigene Wanderung und damit die eigene körperliche Vergegenwärtigung der Orte ermöglichen es Durham, seine Bilder mit einem individuellen Blick aufzuladen und so das Einzelbild dem Projekt/Konzept unterzuordnen.

Die TZR Galerie Kai Brückner befindet sich seit 2006 in den Räumlichkeiten in Sichtweite des Museums K21. Gegründet wurde die Galerie 1997 in Bochum, im Namen gebenden Technologie Zentrum Ruhr. Nach vier Jahren in unmittelbarem Kontakt zum Kunsthistorischen Institut der Ruhruniversität Bochum zog es den Galeristen in die Nachbarschaft des Museums Bochum. Im September 2006 folgte dann der Umzug in die Elisabethstrasse 42 hier in Düsseldorf.
TZR Galerie Kai Brückner