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LABOR 14: Hakan Eren und Fabian Herkenhöner

TZR Galerie Kai Brückner. 7.11.2014 - 13.1.2015
Text zur Ausstellung

Hakan Eren studiert seit 2011 an der Kunstaka­demie Düsseldorf und Fabian Herkenhöner hat­te im Sommer diesen Jahres dort seine Ab­schlusspräsentation. In der Ausstellung ‚LABOR 14‘ zeigen Sie ihre neuesten Werke, alle 2014 entstanden.
Der eine Bildhauer, der andere Maler, erproben sie im Ausstellungsraum der TZR Galerie Kai Brückner das Zusammenspiel ihrer sehr ver­schiedenen Positionen in einem räumlichen Zusammenhang. Texte und Wörter auf Lein­wand gesprüht einerseits, und ‚Maschinen‘ aus Korken, bunten Stoffen, einem alten Kinderstuhl und Heißkleber anderseits, zeigen zunächst wenig Verbindung.
Die resultierende Ausstellung lässt folgerichtig wenig Durchmischung zu und doch erwächst eine besondere Atmosphäre. Alle Werke von „LABOR 14“ erlauben sensible Einblicke in ihren Entste­hungsprozess:
Die Texte Fabian Herkenhöners machen den Künstler vor der Leinwand sichtbar. Ihre rechts abfallenden Zeilen verraten den mit zunehmen­der Zeilenlänge schwerer werdenden Arm, und obwohl die Texte zumeist in Druckschrift und mit Hilfe einer Sprühdose auf die Leinwand gesetzt sind, muss man von Handschrift spre­chen. Eine Handschrift, die den Worten eine hohe Intensität verleiht, insbesondere dort, wo Herkenhöner mitten im Wort zwischen Schreib- und Druckschrift wechselt (Flower God) oder Zeilen sich wiederholen (these colorless sheets). Das Video der Arbeit „ZDF Prozession zu Ehren des ästhetischen Fortschritts“ gleicht einem Making of… , ist jedoch die konsequente Inthronisierung des „Machens“ in den Rang des künstlerischen Hauptausdrucksmittels, liest man die Kunst Herkenhöners mit dem Fokus auf ihren Entste­hungsprozess.
Hakan Eren greift zur Herstellung seiner Objek­te auf Übriggebliebenes zurück: Stoffreste, Resthölzer, Flaschenkorken, Stroh und vieles mehr benutzt der Künstler offenbar nach Bedarf und Verfügbarkeit. Für seine beweglichen Ma­schinen gibt es keinen Bauplan. Ihre Konstruk­tion folgt einem spontanen Prozess von Lö­sungsversuchen. Die Handschrift Hakan Erens ist Improvisation. Voller Absicht vermeidet er den Eindruck von Perfektion, agiert spielerisch, aber zielgerichtet. Rundherum bleiben alle Details und mechanischen Zusammenhänge seiner komplexen Konstruktionen sichtbar und sind doch unüberschaubar.

Auf seinen Leinwänden collagiert Fabian Her­kenhöner Textfragmente aus fremden Quellen mit Auszügen eigener Schriften zu Bildern, die zunächst gelesen werden wollen. Von Zitaten der griechischen Mythologie über Songtexte bis hin zu Programmiersprache spannt er den Bo­gen des Materials. Seine Themen kreisen um Unendlichkeit, Sinngebung und Offenheit, Miteinander sowohl in Einklang als auch in Disharmonie – Collude Intrude.
So, wie seine Bilder aus Bruchstücken gebildet sind, verschließt sich ein Sinn im ganzen (Text). Sätze wiederholen sich wie Beschwörungsfor­meln, Wörter liegen wie Schatten übereinander. Spätestens bei dem Versuch, zu verstehen, wird aus dem Leser ein Betrachter: Farben, Zeichen, Malspuren und die Komposition treten in den Vordergrund der Wahrnehmung. Auf diese Wei­se eröffnet Herkenhöner die große Chance, in seine Gedankenwelt einzutauchen und sich in einem komplexen Gewebe von Form und (Text)Inhalt einen eigenen Weg zu suchen.

Hakan Erens potenziell bewegliche Objekte er­innern an Spielzeuge. Miniaturausgaben eines Riesenrades, einer Bettstatt und einem Stuhl erwarten wir eher in einem Kinderzimmer, denn in einer Galerie. Doch es fehlt der Startknopf eines einfach zu bedienenden Spielzeuges. Eren allein kann sie in Aktion versetzen. Seine Vorführung gleicht einer Performance, sein Ziel ist die ungeteilte Aufmerksamkeit mit den Mitteln der Unterhaltung auf seine Arbeit zu lenken. Wie Kinder einem Clown folgen, so folgen wir Hakan Eren, wenn er Atatürk als Kassenmann eines Riesenrades vorführt und aus dem Rücken eines Kinderstuhles ein Ge­wehr entfaltet. Doch wieviel Naivität müssen wir aufbringen, um bei einer Bettstatt, die in rotes Flackerlicht getaucht ist und Tina Turners „Simply the Best“ erklingt, nicht auf The­men, wie freie Erotik oder Prostitution zu stoßen (Sex Machine).
Die Leichtigkeit der Form steht im Widerspruch zur Ernsthaftigkeit der angesprochenen Themen. Aus dem Spiel des Künstlers erwächst großartig subtil die Aufforderung zur freien Reflexion.
TZR Galerie Kai Brückner