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TRANSFORMATIONS. Sung Jin Kim. 28. Oktober bis 10. Dezember 2011. Pressemitteilung

Düsseldorf, 7. September 2011
Die Objekte und Installationen des Koreaners Sung Jin Kim erinnern an ein Labor, in dem mit altertümlichen Gerätschaften physikalische Experimente durchgeführt werden. Im Zeitalter der totalen Information und Aufgeklärtheit präsentiert sich eine längst verloren geglaubte Wunderkammer und lädt zum Erproben und Staunen ein.

Die Gestalt der Werke Kims folgt ihrer Funktionalität. Materialien und deren Verarbeitung sind offenbar nach praktischen Überlegungen gewählt, vieles wirkt improvisiert. Vibrierende Kupferdrähte, offen verlegte Elektrokabel, Ventilatoren und Lautsprecher. Das Nebeneinander von Glas, Kupfer, Eisen, Kunststoff, Holz und vielem mehr fängt die Aufmerksamkeit. Ein Wille zur ‚schönen Gestalt‘ ist nicht erkennbar. Vielmehr überwiegt der Eindruck des nicht Perfekten, des Experimentes. Labile Verbindungen, verformte Oberflächen und laienhaft installierte Technik visualisieren eher das Scheitern der Versuche, als deren präzises Gelingen. Man ist an Alexander Calders Zirkus Aufführungen erinnert, in der der Künstler das Scheitern als Bestandteil menschlicher Existenz im Gegensatz zu einer um sich greifenden Automatisierung der Gesellschaft seiner Zeit betont.

Um die Skulpturen Kims ergründen zu können, ist aktive Teilnahme oft unumgänglich. Ihre Geräusche offenbaren sich erst vollends, setzt man Kopfhörer auf, lauscht in Stethoskope oder legt gar ein Ohr direkt an eine Metallstrebe. Bewegungen und Räume treten zu Tage, sobald man durch Okulare sieht oder die beigelegte Lichtquelle nutzt. Manche Vorgänge sind nicht wahrnehmbar, wie etwa Luftströme, die von Temperaturschwankungen erzeugt, unsichtbar durch Rohrleitungen ziehen. Andere Vorgänge sind manipulierbar, wie die Töne einer Skulptur, die sich mit den Umgebungsgeräuschen verändern. Eine umfassende, alle Sinne schärfende Vielfalt von Eindrücken versetzt die Besucher in einen Zustand höchster Sensibilisierung für die Signale der Objekte.

Das Erlebnis der Skulpturen wird von pulsierenden Tönen, Bewegungen und Lichtern bestimmt. Tatsächlich verwendet Sung Jin Kim original Herztöne, Pulsschläge oder Atemfrequenz als Rohmaterial. Mit Hilfe von Computern werden daraus Impulsfolgen errechnet, die den jeweiligen Mechanismus in Bewegung bringen. Auf diese Weise übersetzt der Künstler Funktionen des höchst komplexen menschlichen Körpers in einfachste mechanische Abläufe und unterwirft sie seiner Formgebung.

Sung Jin Kim hat den Menschen im Blick. In seinen Objekten ist der Mensch abwesend, in deren Betrachtung anwesend zugleich. Seine Skulpturen imitieren und transformieren einige der wesentlichsten Abläufe menschlicher Biologie und intensivieren in Ihrem Gegenüber, dem Betrachter, die Vorstellung von deren organischem Ursprung.

Im Gegensatz zu der gigantischen Verdauungsmaschine von Vim Delvoye jedoch sind die Apparate Sung Jin Kims zurückhaltend genug, um eine spirituelle, auf Sinneseindrückenden basierende Auseinandersetzung zu unterstützen. Beobachtend und reflektierend entsteht eine Verbindung mit den Einzelobjekten sowie mit der gesamten Installation. Die Vorstellung eines übergreifenden Ganzen entsteht und vermittelt sich als Erlebnis bevor es zur Erkenntnis wird.
TZR Galerie Kai Brückner